Die Bedeutung der Übersetzung von Dokumenten in die Sprache unserer internationalen Kunden ist vermutlich jedem klar. Aber reicht die formale Korrektheit einer Übersetzung wirklich aus, damit sie als Kommunikations- und Verkaufsinstrument funktioniert? Tatsächlich reichen in bestimmten Fällen die Genauigkeit einer Übersetzung und ihre Präzision nicht aus: Es kommen andere Faktoren ins Spiel, die noch wichtiger sind, damit der übersetzte Text seine Funktion erfüllen kann.
So banal es auch erscheinen mag, fragen wir uns doch einmal, was genau das „Übersetzen eines Textes“ eigentlich bedeutet. Wir könnten diesen Prozess als die Übertragung eines Textes von der Sprache, in der er ursprünglich verfasst wurde, in eine andere definieren; ein Prozess, der dazu dient, dass dieser Inhalt für diejenigen, die diese zweite Sprache, nicht aber die erste Sprache beherrschen, absolut verständlich wird.
Doch nun sind wir an einem entscheidenden Punkt angelangt: Was bedeutet „absolut verständlich“? Handelt es sich lediglich um eine grammatikalische und lexikalische Übereinstimmung?
Um die Antwort auf diese Frage zu begreifen, betrachten wir einfach die englische Redewendung „It's raining cats and dogs“, die für sintflutartige Regenfälle steht, und fragen uns, ob sie verständlich bleibt, wenn sie wörtlich in eine andere Sprache übersetzt wird.
Natürlich funktioniert das nicht. Es gibt eine Bedeutungsebene, die nicht in den Wörtern enthalten ist, sondern in den kulturellen Bezügen, die diese Wörter hervorrufen - Bezüge, die es vielleicht in der Ausgangssprache gibt, aber nicht in der Zielsprache. Und in diesen Fällen kann das Übersetzen, d. h. die Übertragung der Bedeutung, nicht mehr nur eine Frage der grammatikalischen Umsetzung sein.
Der Prozess, der in den oben genannten Fällen notwendig wird, heißt technisch gesehen nicht mehr Übersetzung, sondern Transkreation. Gehen wir kurz auf die Unterschiede zwischen diesen beiden Methoden ein.
Eine Übersetzung im engeren Sinne ist so wortgetreu wie möglich: Sie wird beispielsweise benötigt, wenn wir ein offizielles Dokument, eine Gebrauchsanweisung oder einen pharmazeutischen Beipackzettel übersetzen. Bei einer Übersetzung geht es darum, eine Bedeutung zu vermitteln, die allein in der Wahl der präzisen Begriffe und der Struktur des Textes enthalten ist: Wenn wir die richtigen Begriffe nutzen und sie grammatikalisch exakt verknüpfen, können wir, vorbehaltlich kleiner lokalspezifischer Details in Bezug auf Maßeinheiten und ähnliche Kleinigkeiten, sicher sein, dass die ursprüngliche Bedeutung erhalten bleibt.
Bei der Transkreation hingegen geht es immer um die sprachliche Umgestaltung eines Textes, wobei es sich z. B. um Werbe- oder Marketingbotschaften handelt. In diesem Fall ist die Bedeutung, die wir vermitteln wollen, nicht vollständig im Text enthalten, sondern entwickelt sich durch die Schaffung von Bildern im Kopf des Zielpublikums, die mehr durch die darin enthaltenen Bezüge (zur Populärkultur, zu Redewendungen, Wortspielen, Schlagwörtern, berühmten Persönlichkeiten) entstehen, als durch die Worte des Textes selbst vermittelt werden. Es liegt auf der Hand, dass eine wörtliche Übersetzung, selbst eine vollkommen korrekte, nicht in der Lage sein wird, die gewünschten Botschaften zu vermitteln, und dass zur Erzielung dieses Ergebnisses eine fast vollständige Neufassung, auf jeden Fall eine mit erheblichen Änderungen, des Textes erforderlich ist, wobei alle für die Empfänger der neuen Botschaft spezifischen Bezüge berücksichtigt werden müssen.
Genau das ist die Transkreation.
Wie bereits erwähnt, kommt die Transkreation vor allem im Bereich des Marketings zum Tragen, wobei die von den Unternehmen verwendeten Slogans und Werbesprüche bei der Übersetzung oft ihre kommunikative Wirkung verlieren. Wir haben bereits auf das Problem der unterschiedlichen kulturellen Bezüge hingewiesen. Denken Sie zum Beispiel an einen Witz über Rotkäppchen, der in einem Land erzählt wird, in dem dieses Märchen unbekannt ist. Manchmal kann die Frage sogar noch technischer sein, z. B. wenn die Wirkung eines Slogans im Original vor allem von einem Reim abhängt. Solch ein Element kann man in einer Übersetzung nur sehr schwer erhalten. Natürlich lässt sich diese Methode nicht nur auf Marketingdokumente anwenden, sondern auch auf Fernseh- oder Radiospots, Anzeigen in Zeitschriften, Websites und jede andere Art von Botschaft.
Nicht alle Übersetzer beherrschen die Transkreation. Natürlich treffen die gleichen Anforderungen auf den Übersetzer zu. Er muss über fundierte Kenntnisse der Sprache und Kultur des Ausgangstextes sowie der Zielsprache verfügen. Hinzu kommen aber jetzt noch kreative und schriftstellerische Fähigkeiten, die es ermöglichen, den Kern der Botschaft zu erfassen und in eine Form zu übertragen, die einerseits dieselbe Wirkung erzielt wie das Original in einer anderen Sprache, andererseits aber Tabus und Begriffe vermeidet, die für die Zielsprache unangenehm sind, und gegebenenfalls Melodie und Prägnanz beibehält.
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