Die erste Leseempfehlung für die angekündigte Rezensionsreihe kommt von unserem Kollegen Patrik, der uns von diesem Buch erzählt: „Der große Ausbruch. Von Armut und Wohlstand der Nationen“ (2015) von Angus Deaton, aus dem Original: „The Great Escape: Health, Wealth, and the Origins of Inequality“.
Der Titel „Der große Ausbruch“ ist inspiriert durch den Film „Gesprengte Ketten“ der im Jahr 1963 erschien. Der Film berichtet über den Fluchtversuch einer Gruppe von Soldaten aus einem deutschen Gefangenenlager während des Zweiten Weltkriegs. Der große Ausbruch, um den es in dem Buch geht, ist jedoch der Ausbruch der Menschheit aus Armut und Elend, der vor etwa 250 Jahren begann und zu enormen Verbesserungen der Lebensqualität der Menschen geführt hat, wenn auch in einigen Teilen der Welt mehr als in anderen.
Dieser Essay befasst sich eingehend mit den Mustern, die den Wohlstand und die Gesundheit der Weltbevölkerung bestimmt haben (und immer noch bestimmen), untersucht die Entstehung und Entwicklung von Ungleichheiten und stellt die Wirksamkeit der internationalen Hilfe für „die Zurückgebliebenen“ in Frage. Dabei werden alternative Lösungen vorgeschlagen, um auch diesen Völkern den großen Ausbruch zu ermöglichen.
Von einem Nobelpreisträger geschrieben und von der US-Universität Princeton herausgegeben, ist das Buch auch für Personen geeignet, die über keine umfassenden Kenntnisse auf dem Gebiet der Wirtschaft verfügen. Das Buch enthält nämlich nicht nur Diagramme und Statistiken: Die Daten werden genutzt, um die Entwicklung der Lebensbedingungen der Menschheit von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart auf eine klare und gut begründete Weise zu schildern.
Nicht zufällig steht im Titel das Wort „Gesundheit“ vor „Wohlstand“: Fast die Hälfte des Textes ist der Verbesserung der Gesundheitsbedingungen in den fortgeschrittenen Ländern und in den meisten armen Ländern gewidmet, die beispielsweise auf Impfstoffe, Antibiotika und den Zugang zu sauberem Wasser zurückzuführen ist. Dieser Fortschritt ist übrigens bis heute nicht beendet.
Der interessanteste Teil des Buches ist meiner Meinung nach das letzte Kapitel, in dem der Autor scharfe Kritik an den derzeitigen Mechanismen der Hilfe für benachteiligte Länder und Menschen übt. Hier werden alternative Strategien vorgeschlagen, die sicherstellen sollen, dass die Hilfe tatsächlich bei den Bedürftigen ankommt, ohne sich im Getriebe der Bürokratie und Korruption zu verfangen.
Zitate, die mich zum Nachdenken gebracht haben, sind: “Averages are no consolation to those who have been left behind.” und “For happiness money matters only up to a point”.
Zum Autor: Angus Deaton ist ein schottischer Wirtschaftswissenschaftler, Professor an der Princeton University und ein führender Experte für wirtschaftliche Entwicklung und Armut. Im Jahr 2015 erhielt er den Nobelpreis für Wirtschaft für seine Analysen von Armut, Konsum und Wohlfahrt.
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